Das Erfolgsprinzip der Minimum Viable Products
Das Prinzip einer einfachen Idee, die so schnell wie möglich am Markt getestet wird, nennt sich Minimum Viable Products und funktioniert wie folgt:
Stellen Sie sich eine Versicherung vor, die eine Tagesversicherung für Ski-Ausrüstung anzubieten gedenkt. Sie ist sich jedoch nicht sicher, ob dieses neue Produkt von den Skifahrern angenommen wird. Dieses Modell in langen Projektprozessen auszuarbeiten, IT und Buchhaltung darauf auszurichten, Tagesverträge abzuwickeln und auch entsprechend Personal dafür einzuplanen könnte sich als zeit- und kostenaufwändiges Projekt herausstellen, das ein kleines wirtschaftliches Desaster bedeutet.
Also entschließen sich die Verantwortlichen zu einer simpleren Vorgehensweise: Sie bauen an einer Ski-Piste in Kitzbühel einen kleinen Stand auf und verkaufen diese Versicherung ganz einfach, ohne eine Refinanzierung oder Ähnliches dafür aufzunehmen. Sie legen die vor Ort eingezahlte Versicherungsprämie in eine Kasse, aus der jegliche Schäden bar beglichen werden. Die ausgezahlten Beträge werden einfach intern als Ausgaben für Forschung und Entwicklung verbucht. Damit testet die Versicherung die Reaktionen der Kunden aus. Wenn genügend Menschen dieses neue Produkt nutzen, wird das Projekt weiterverfolgt. IN dieser Testphase werden auch Feedbacks und Erfahrungen gesammelt und ausgewertet. Zu diesem Zeitpunkt ist noch keine IT-Lösung oder Ähnliches involviert. Erst, wenn sich das Testprojekt am Markt erfolgreich etabliert, wird die dazu passende Infrastruktur aufgebaut – dann aber mit einer klaren Vorstellung vom Erfolg des Produktes.
Solche Lösungen werden als MVP (Minimum Viable Product) bezeichnet. Es handelt sich dabei um einfache Produkte, die noch nicht vollständig ausgereift und in allen Bereichen entsprechend umgesetzt sind. Solche MVP eignen sich besonders für Start-Ups, die noch keine komplette Infrastruktur haben und auch noch sehr begrenzte finanzielle Mittel. Ein anderer, häufig verwendeter Begriff ist SLC. Dieser steht für „simple, lovable, complete“. Hierbei handelt es sich um Produkte, die in ihrer Funktionalität komplettiert, für den Kunden vollumfänglich nutzbar und auch beliebt sind, jedoch gleichzeitig im Unternehmen simpel und schnell umgesetzt werden konnten. Diese sind somit ideal für große Unternehmen, die keine Imageschäden durch unvollständig ausgearbeitete Produkte riskieren dürfen, aber trotzdem mit ihrem Produkt schnell auf dem Markt sein müssen.
Ein Vorteil der simplen Produkteinführung ist also offensichtlich: Sie bietet die Möglichkeit, ein neues Produkt ohne großen Aufwand und ohne riskante finanzielle Investitionen direkt am Markt zu testen und das individuelle Potenzial zu erkennen. Durch den realen Gebrauch der Kunden gewinnt das Unternehmen wichtige Erfahrungen und kann die Weiterentwicklung des Produkts entsprechend gestalten. Doch es gibt einen noch viel wichtigeren Grund für die schlanke Produkteinführung: Sie bietet eine hervorragende Möglichkeit, Technologie im Zuge der steigenden Globalisierung effizienter und schneller umzusetzen.
Die neuen digitalen Technologien haben den Weltmarkt verändert, die großen Technologie-Zentren in den USA, Japan und China sind näher aneinandergerückt. Immer mehr rückt der Name „Alibaba“ in das Bewusstsein. Der Name der Märchenfigur aus 1001 Nacht, der mit einer Zauberformel der Zugang zu einem schier undurchdringbaren Bergmassiv gelang, steht heute bezeichnend für chinesische Ökosysteme. Schnelligkeit und Investitionskraft sind in dieser neuen Welt unverzichtbar geworden. Das betrifft selbst kleinste Produkte. Mobile Endgeräte wie Tablets oder Smartphones erhalten permanent Schnittstellen zu neuen technischen Angeboten. Monatelange Entwicklungen und Anpassungen kann sich dabei kein Unternehmen mehr leisten, das am Markt bestehen will.
Das MVP ist also für den Markterfolg die Lösung auf bestehende Probleme:
- MVP ermöglicht eine schnelle Markteinführung. Technologie-Hochburgen wie Silicon Valley und Shenzhen geben den Takt vor. Wer mithalten will, muss wohl oder übel mit dem rasanten Tempo Schritt halten und in der Lage sein, neue Produkte in kürzester Zeit auf den Markt zu bringen.
- Vernetzung ist wichtiger denn je. Durch die Digitalisierung muss quasi jedes Produkt zu allen verwendeten Technologien sinnvolle und funktionierende Schnittstellen haben. Da die modernen Technologien jedoch sehr komplex sind und sich zudem stetig verändern, können Produkte kaum mehr theoretisch geplant werden. MVP ermöglicht es den Unternehmen, durch den praktischen Gebrauch der Produkte dazuzulernen und das Produkt parallel weiterzuentwickeln und zu optimieren.
- MVP verspricht eine größere Kundennähe. Diese ist wichtiger denn je, denn es gibt so viele Unternehmen und Produkte, die um die gleichen Kunden werben, dass es zunehmend schwerer wird, sich inmitten der wachsenden Konkurrenz zu behaupten. Der unmittelbare Kontakt zu den Kunden und die Möglichkeit, deren Feedback zeitnah auszuwerten und für die Produktgestaltung zu nutzen, ist äußerst wertvoll.
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